Null Zinsen für Sparer – nicht bei der Brandenburger Bank! Welche Anlagenalternativen es aktuell gibt erfuhren die 300 geladenen Kunden bei der traditionellen 8. Anlegermess vom Börsenspezialisten Stefan Riße. Der Bestsellerautor war zu Gast in der Havelstadt und referierte an der Regattastrecke zum Thema „Sparen trotz Inflation".
Sparen trotz Inflation
8. Anlegermesse der Brandenburger Bank - Info-Abend über aktuelle Investmentthemen
Jahrzehntelang gab es keine Verbraucherpreisinflation. Globalisierungs- und automatisierungsbedingt sanken im Bereich der Massenproduktion die Preise teilweise deutlich, und glichen stärkere Preissteigerungen bei Dienstleistungen, im Gesundheitssektor und bei Mieten aus. Dadurch konnten die Notenbanken in jeder auch nur kleinen Wirtschaftskrise die Zinsen sofort senken und Geld in die Wirtschaft pumpen. Als Begründer dieser offensiven Zentralbankpolitik kann man zweifellos den langjährigen US-Notenbankpräsidenten Alan Greenspan bezeichnen. Er wurde auch als Magier der Märkte gefeiert. Tatsächlich aber profitierte er nur von dem beschriebenen Umfeld, dass ihm alle Freiheiten in der Geldpolitik bot. Nach mehr als drei Jahrzehnten ist diese komfortable Situation nun mit einem starken Anstieg der Inflationsraten beendet worden.
Überdimensionierte Corona-Ankopplungsprogramme bei gleichzeitig unterbrochener Produktion und gestörten Lieferketten haben diesen ausgelöst. Dazu kommt nun noch der Krieg in der Ukraine und in dessen Folge eine handfeste Energiekrise mit weiteren Preisanstiegen für Öl, Gas und Strom. Die von den Zentralbanken lange als vorübergehend bezeichnete Inflation etabliert sich und hat ein neues wirtschaftliches Umfeld geschaffen.
Sollte man in diesem denn noch in Aktien investieren? Ja unbedingt! Gerade jetzt ist ein Investment in Sachwerte wichtiger als je zuvor in den vergangenen Jahrzehnten. Denn selbst wenn die Zinsen derzeit auch steigen, noch stärker steigt die Inflation. Denn was unter dem Strich für den Anleger übrigbleibt, ist die Realverzinsung und die liegt aktuell wegen des Nullzinses bei -7,5 Prozent in der Eurozone. Auch in den USA, wo zehnjährige Anleihen nun immerhin wieder drei Prozent Zins bringen, liegt er wegen der Inflation bei -5,5 Prozent. Denn was nützt es mir, wenn ich drei Prozent pro Jahr auf mein Vermögen bekomme, dieses aber in gleicher Zeit 8,5 Prozent an Kaufkraft verliert. Und die Notenbank kann den Zins unmöglich auf 8,5 Prozent hochschrauben.
Die über die vergangenen vier Jahrzehnte immer weiter herabgesetzten Zinsen haben parallel auch die Schulden massiv steigen lassen, und zwar nicht nur absolut, sondern auch in Relationen zur Wirtschaftsleistung der jeweiligen Länder. Eine scharfe Inflationsbekämpfung ist damit unmöglich seitens der Zentralbanken. Würden sie es tun, würde die Welt in eine große Pleitewelle rutschen an deren Ende eine schwere Rezession mit Massenarbeitslosigkeit stünde. Die Notenbanken werden daher mit ihren Zinsschritten bei homöopathischen Dosen bleiben und der Realzins im negativen Bereich verharren auch in den nächsten Jahren. Aktien sind damit die einzig verbliebene rentierliche und gleichzeitig liquide Kapitalanlage und damit weiter alternativlos.
Doch Anleger sollten nicht wie 2021 oft zu beobachten war kurzfristig auf irgendwelche Trends aufspringen, sondern langfristig in wertschaffende Unternehmen investieren. Die Leitlinien der fast 92-jährigen Investorenlegende Warren Buffett, der gerade wieder die Hauptversammlung für seine Investmentholding Berkshire Hathaway abgehalten hat, sind dafür nach wie vor ein perfekter Anlageleitfaden.
Nach dem Fachvortrag signierte der Autor und Börsenprofi sein aktuelles Buch „Die Inflation kommt“ und stand für viele Fragen und Gespräche zur Verfügung. An weiteren Messeständen gaben unsere Verbundpartner Tipps für alternative Anlagemöglichkeiten.
Kurzportrait zum Referenten Stefan Riße
Stefan Riße, Jahrgang 1968, aus Bremen ist Börsianer mit Leib und Seele. Seit seinem 16. Lebensjahr beschäftigt er sich intensiv mit den internationalen Finanzmärkten. Nach dem Abitur und Praktika bei Banken und Vermögensverwaltern arbeitete er zwei Jahre lang als Broker, bevor er in den Journalismus wechselte. Er schrieb für Zeitschriften wie Forbes und Focus und ist seit über fünf Jahren ständiger Kolumnist für Focus Money.
Bekannt wurde Stefan Riße aber vor allem aufgrund seiner Tätigkeit als Börsenkorrespondent für „n-tv“, wo von 2001 bis 2005 seine Berichte live vom Frankfurter Börsenparkett gesendet wurden.
Von 2006 bis 2011 war er Chief Market Strategist der Deutschlandniederlassung von CMC Markets. 2011 wechselte er zur HPM Hanseatische Portfoliomanagement GmbH in Hamburg, wo er noch in Anlageausschüssen mitwirkt.